Dresden: Pride-Monat startet selbstbewusst!

Erfolgreiche queere und antifaschistische Intervention gegen rechtsextremen Störversuch in Dresden.

Den Verlauf des 1. Juni hatten sich die von der extrem rechten Jugendgruppierung „Elblandrevolte“ mobilisierten Queerfeinde sicherlich anders vorgestellt. Auf dem per Instagram beworbenen Treffpunkt beim City-Rewe am Wiener Platz warteten ab 10:30 Uhr nämlich bereits dutzende Menschen mit farbenfrohen Flaggen und Bannern. Diese waren einem Aufruf der Queer Pride Dresden gefolgt, sich gemeinsam dem Versuch der rechten Raumnahme entgegen zu stellen. Statt zum CSD anreisende Queers einschüchtern zu können, wurden die Rechten von Sprechchören mit einer klaren Ansage empfangen: Rechte Hetze und Queerfeindlichkeit hat hier keinen Platz!

Offenkundig vollkommen verblüfft von der selbstbewussten queeren Kundgebung standen etwa 20 Personen aus der Klientel der Dresdner NPD-Jugendorganisation untypisch still am Rande der Prager Straße. Da sie nicht einfach verschwinden wollten, mussten sich damit arrangieren, dass sich einige mutige Menschen mit dem Banner der Queer Pride direkt vor sie stellten. Statt ihre martialisch angekündigte „Demo gegen Pride Monat“ [sic!] durchführen zu können, standen sie nun unfreiwillig für das Motto „Queer & Antifascist – unite and resist!“ in der Dresdner Innenstadt ein.

(Bild: vue.critique)

Am Hauptbahnhof platzierte sich währenddessen ein Lautsprecher-Truck der Grünen zur Begrüßung aller Anreisenden und zog ab 11:15 Uhr als Zubringerdemonstration „sicher zum CSD Dresden“ in Richtung Altmarkt. Dort sollte später um 12 Uhr der CSD-Umzug starten.

Weitere Kleingruppen von Rechtsextremen im Umfeld des Bahnhofs wurden ebenfalls durch antifaschistische Präsenz begleitet und schließlich von der Polizei am Königspavillon eingekesselt. Kurz nach 11 Uhr wurden auch die Jungnazis vom Wiener Platz durch Polizeikräfte dorthin eskortiert. Mit Verweis auf die Ermittlungen gegen die „Elbland-Revolte“ wegen Landfriedensbruchs bei der Rückfahrt aus Bautzen am 15. April 2024 und dem Angriff auf Matthias Ecke mussten nach Angaben der Polizei 89 Personen aus dem rechten Spektrum ihre Personalien abgeben.

„Dank unserer antifaschistisch-queeren Zusammenarbeit startete der Pride-Monat in Dresden mit einem selbstbewussten Signal. Durch die Zubringerdemonstration des CSD und unsere Kundgebung war eine sichere Anreise und ein herzlicher Empfang für alle queeren Menschen möglich.“ bilanziert Jascha von der Queer Pride Dresden.

Da somit die Aufgabe der Kundgebung „Proud Queers for Nazi tears!“ erfüllt war, zogen die rund 200 Menschen des queer-antifaschistischen Empfangskommittees von Sprechchören und einer Samba-Truppe begleitet über die Prager Straße am Altmarkt vorbei. Die Versammlung endete um 12 Uhr passend zu Beginn des CSD Dresden vor dem Kulturpalast.

(Bild: Kili Weber)

Gegen 14:30 kamen an der Ecke Schloßstraße/Wilsdruffer Straße noch einmal rund 30 der jungen Neonazis zusammen. Sogleich bildete sich erneut spontaner Gegenprotest und positionierte sich zwischen der eingegitterten Kundgebung und dem Altmarkt, wo mehrere Tausend Menschen den Pride-Monat einläuten. Mit einer einsamen JN-Flagge und einem augenscheinlich per Spraydose notdürftig improvisierten Banner konnten sie auch hier keinen Erfolg verzeichnen, von der Bühne gegenüber schallte ihnen das Partisanenlied „Bella ciao“ entgegen. Der einsetzende Regen führt dann endgültig zur Kapitulation, und das letzte Häufchen vom selbsternannten „starken Aufgebot der deutschen Jugend“ (so der Telegram-Kanal der JN) zog durchnässt unter Polizeibegleitung zum Hauptbahnhof ab.

„Die markig angekündigte Aktion der Jungfaschos fiel sowohl metaphorisch als auch buchstäblich komplett ins Wasser. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die diesen Erfolg möglich gemacht haben. Es bleibt zu hoffen, dass sie ihre Lektion damit gelernt haben und von weiteren Störversuchen absehen. Wir lassen uns nicht einschüchtern und wir werden uns im Pride-Monat definitiv nicht verstecken oder aus der Öffentlichkeit vertreiben lassen!“ so Jascha abschließend.

(Bild: vue.critique)