Selbstverständnis

Die Queer Pride Dresden gibt es nun seit fast drei Jahren. Wir möchten mit euch teilen, wer wir sind, wie wir aufgebaut sind und was unsere vielfältigen Ziele sind. In einem Anhang werden wir außerdem skizzieren, wie wir mit internen Konflikten umgehen möchten.

Die Queer Pride Dresden wurde Mal als ein „bunter Haufen an Leuten mit unterschiedlichen Sprachen und Positionen“ bezeichnet. Es ist nicht ganz einfach, uns endgültig zu beschreiben. Wie queere Identitäten neigt auch die Pride dazu, sich den üblichen Definitionen von NGOs, Vereinen, politischen Gruppen oder Gremien zu entziehen. Dennoch wollen wir versuchen, hier einen Einblick zu geben, wie wir über uns denken und wie wir aktiv werden.

Was sind die Ziele der Queer Pride Dresden?

  • Wir wollen mehr Sichtbarkeit für queere Themen, queere Menschen und queere Politik schaffen.
  • Wir wollen uns selbst und andere ermutigen und aufklären!
  • Wir wollen eine Community aufbauen und queere Netzwerke stärken – lokal und international.
  • Kurz gesagt: Wir wollen Spaß, wir wollen Revolution, und wir kümmern uns umeinander!

Was machen wir?

  • Wir organisieren die emanzipatorische, linke, antifaschistische Queer Pride in Dresden.
  • Wir schaffen Freiräume für’s gemeinsame Diskutieren, Planen, Agieren und Abfeiern.
  • Wir sind motiviert, uns zu engagieren, die Pride und andere Veranstaltungen für Queers in Dresden zu organisieren.
  • Wir feiern queere Liebe, queere Körper, queere Stimmen, queeres Leben und queeren Widerstand!
  • Wir verunsichern Normen, verbreiten Uneindeutigkeit und haben Spaß dabei. #RadicalRainbows!
  • Wir setzen uns für eine Gesellschaft ein, in der alle Menschen ohne Angst verschieden sein können! #NoRacism #NoFascism #NoCops

Wie machen wir das?

  • Wir haben eine flache Organisation und begegnen einander auf Augenhöhe.
  • Wir teilen unser Wissen, unsere Erfahrungen und Fähigkeiten, um Hierarchien abzubauen.
  • DIY – Wir wollen die Dinge selbst machen, anstatt Firmen zu bezahlen und die Pride an Konzerne zu verkaufen, die mit dem Regenbogen ihr Image aufpolieren wollen.
  • Wir wollen Freiräume für queere Menschen schaffen. Wir erstreben Räume, die frei von Queerfeindlichkeit, Transfeindichkeit und Sexismus sind (Beispiele siehe unten), damit alle mitmachen können.
  • Wir versuchen, kapitalistische, patriarchalische und rassistische Strukturen in uns selbst und in unserem Umgang miteinander zu überwinden.

Und zu guter Letzt eine Anmerkung an dich, statt über uns:
Du bist queer genug und du bist willkommen!

Anhang

Also, wie will denn die Queer Pride Dresden mit Konflikten umgehen?

Um all die oben genannten schönen Dinge zu erreichen, müssen wir nicht nur die Gesellschaft verändern und äußere Normen und Zwänge in Frage stellen. Wir wollen auch unser kollektives Verhalten ständig verbessern und gute Wege für den Umgang mit internen Konflikten beschreiben. Deshalb haben wir uns auf die folgenden Grundsätze geeinigt:

  • Wir stehen solidarisch gegen verschiedene Formen der Unterdrückung.
  • Wir wollen jedes Gatekeeping (Ansprüche an die „richtige Identität“) vermeiden.
  • Wir sind bereit zu lernen. Wir sind bereit, Konflikte zu bearbeiten und unser Handeln zu reflektieren. Gleichzeitig sind wir auch bereit, Grenzen zu setzen (und an das Konsens-Prinzip zu erinnern), um unsere queeren Geschwister zu schützen.
  • Wir ermutigen uns dazu, dass wir uns gegenseitig daran erinnern, dass wir alle in unserem eigenen Lernprozess sind und Fehler machen. Wir haben Verständnis dafür, dass einige nicht die Kraft haben, sich um Probleme zu kümmern, aber dass es dafür andere gibt, die sich dazu bereit erklären.
  • Lasst uns versuchen, uns gemeinsam auf die gleiche Ebene von gegenseitigem Verständnis zu heben!
  • Wir sind bestrebt, unsere Prozesse, Diskussionen und Entscheidungen für die Betroffenen transparent zu gestalten.

Ziele im Umgang mit Konflikten können sein:

  • Einschreiten, wenn es zu respektlosen oder diskriminierenden Situationen im Queer-Pride-Umfeld kommt.
  • Regelmäßige Rücksprache mit den Betroffenen und ihrer Unterstützungsgruppe während des gesamten Prozesses.
  • Berücksichtigung der Wünsche/Bedürfnisse der betroffenen Person.
  • Dass die betroffene(n) Person(en) sich im Queer-Pride-Umfeld wieder sicher fühlen.
  • Dass die Person(en), die diskriminierend gehandelt hat/haben, ihr Verhalten verstehen, reflektieren und anerkennen, sich entschuldigen, wenn dies ein Wunsch der betroffenen Person ist, und einen Lernprozess beginnen.
  • Eine friedliche Koexistenz zu erreichen.

Darüber hinaus denken wir darüber nach, dem „Community Agreement“ beizutreten. Dieses Projekt linker, antiautoritärer Gruppen in Dresden zielt auf einen gemeinsamen Umgang mit sexualisierter Gewalt ab und will Handlungsempfehlungen zur Prävention anbieten.

Zur besseren Orientierung und für ein allgemeines Verständnis wichtiger Begriffe wollen wir hier einige Beispiele und Definitionen dafür geben, in welcher Form Diskriminierung auftreten kann:

Transfeindlichkeit:

  • Die Leugnung der Existenz von ANTI* Menschen (agender, nicht binär, trans, inter)
  • Misgendering (Ansprache mit falschem Pronomen)
  • Deadnaming (Ansprache mit abgelegtem früheren Namen)
  • Verbreitung der „Theorie der verlorenen Lesbe“
  • Ausdrückliche oder unterschwellige Vermutungen darüber äußern, dass jemand anderes eine Operation oder Hormonbehandlung hatte/braucht/bekommen wird
  • Unsichtbarmachung oder Re-Binarisierung von nicht binären/agender Menschen, zum Beispiel durch die Erwartungshaltung nach einem bestimmten androgynen Aussehen oder Verhalten
  • Ausgrenzung und Gatekeeping durch Kommentare wie: „trans Frauen sind Täter“ oder die Aussage, eine Person sei „nicht feminin/männlich/androgyn genug“

Queerfeindlichkeit:

  • Verleugnung von Queerness, z. B. durch die Beschreibung von Queerness als „unnatürlich“ usw.
  • Anspruch oder Aufforderung zur Anpassung an Geschlechterrollen
  • Abwertung von Abweichungen von der cis-heteroendomono-Norm

Sexismus: (kann sowohl Frauen als auch feminisierte Menschen betreffen, z. B. alle Personen mit femininen Zügen oder alle, die ihr Geschlecht auf eine Weise ausdrücken, die mit Weiblichkeit verbunden wird)

  • Verwendung sexistischer Sprache oder Beleidigungen
  • Bedrohliche oder aggressive Kommentare aufgrund des Geschlechts einer Person
  • Aufmerksamkeit und Anerkennung am Aussehen einer Person auszurichten, anstatt an ihren anderen Eigenschaften
  • Den Wert einer Person an ihre Rolle als Mutter, Ehefrau oder Freundin festzumachen
  • Herabwürdigung von Personen, die gegen Geschlechternormen verstoßen
  • Menschen aufgrund ihres Geschlechts zweitrangig zu behandeln und sie zu bestrafen, wenn sie „aus der Reihe tanzen“
  • Opfern von sexuellen Übergriffen die Verantwortung dafür zu geben, weil sie diese wegen ihres Verhaltens oder ihrer Kleidung „selber provoziert hätten“
  • Sexistisches Verhalten zu rechtfertigen (z. B. mit der Aussage „Männer sind halt so“)