
Ich freue mich mega, heute hier mit euch zu sein! Ich spreche für die Queer Pride Dresden. Solidarischen Respekt für eure Arbeit, eure Wut und eure Zartheit – hier und jetzt.
Und ich darf euch einladen: Die „Take Back The Night“-Demo ist unser emotionales Sprungbrett in die Pride-Saison 2025!
Take Back the Night heißt, zu verhindern, dass Straßen zu Angsträumen verkommen. Ihr kennt sicher das Ausmaß, mit dem Nazikonfrontationen in die Playlists der CSDs gespült werden.
Was macht die dauerhafte Verteidigungshaltung, der Stress, die Mobilisierung mit uns? Was verändert sie? Sie verhärtet – mich zum Beispiel – und Freundinnen, Diskurse, Bewegungen. Wie können wir als Feministinnen Verhärtung einordnen? Wir wollen flott das Konzept der ‚kriegerischen Männlichkeit‘ abreißen.
Ich weiß nicht wies euch ging, aber mir ist es letztes Jahr auf den CSDs manchmal passiert, dass ich im ersten Moment unsere eigenen mitgebrachten Antifa-Ally Boys nicht von den Nazis unterscheiden konnte.
Wieso beobachten wir an Genossis, wie sie sich nach der Unterschrift auf der Fittimitgliedschaft schon bald die Haare rasieren? Wieso tragen da Heteromänner (!) überdurchschnittlich enge Shirts um die Stärke ihres Körpers zu betonen? Wieso sind sie auf Demo selten mit FLINTA Bezugsgruppen unterwegs? UND WIESO – WIESO tanzen sie nicht mit uns YMCA wenn’s am geilsten ist?
Eben genannte äußerliche Erscheinungen könnte man als Performance abtun. Die „sporty look“ Performance. Aber sie kann auch Teil eines strukturellen Konzepts sein. Das Konzept heißt „kriegerische Männlichkeitsidentifikation“ und das Problem ist: es überspannt sowohl rechte als auch linke Männlichkeiten.
Es beschreibt eine Rückkehr zu den alten Merkmalen von Männlichkeit im Kampf: stark, hart, schlecht gelaunt, mit den Breskis als Gang unterwegs. Im Kampf gegen Nazis drängen weiße cis Antifamänner gern an die vorderste Front – diese Gewaltbereitschaft zahlt sich für das ganze Geschlecht aus.
Jeja Klein schreibt dazu: „Maskulines, dominantes Gehabe gilt oft als schiere Notwendigkeit im Angesicht eines gewaltaffinen politischen Gegners. Es wird nicht als Kennzeichen einer patriarchalen Persönlichkeit gedeutet. Und kann damit dauernd reproduziert werden. »Wenigstens ist er auf der richtigen Seite«,“ – schon mal gehört?
Gibt es sporty-look cis Männer die sauliebi sind? Ja. Gibt es cis Männer die anders aussehen und nerven? Oh ja! Hat eigener Ausdruck was mit Klasse zu tun, dass man proletarische Styles geringschätzig als mackrig abtut? Auf jeden Fall! Und Männlichkeitsideale färben als Orientierung auf alle Geschlechter, auf uns alle ab!
Aber es lohnt, sich die geschlechtliche Verteilung anzusehen: Wie wollen cis Männer gegen Faschismus einstehen? Wie wollen wir FLINTA das tun?
Eine Gesellschaft antifaschistisch zu gestalten geht vielseitig: Nazis von unseren Prides zurückzudrängen, die Konfrontation, das ist ist notwendig. Aber es ist notwendige Symptombekämpfung. Eine Gesellschaft antifaschistisch zu immunisieren passiert eher mit langsameren politischen Entwicklungen: zum Beispiel FLINTA-Emanzipation, Bildungsarbeit oder Nachbarschafts-Organisierung.
Ich bin nicht gegen Militanz. Es gibt Arschlöcher, die verdienen aufs Maul! Aber ich hab ein Problem, wenn Antifa von cis Männern inszeniert wird – und wir zurückfallen in vergeschlechtlichte Wissenhierachien, in vergeschlechtliche Zugangsbeteiligungen.
Reflektierte Militanz ist entweder maximal offensiv oder defensiv – und nicht verfangen im Männlichkeitsdrama vom Muskelflexen. Unsere Militanz ist dadurch effektiver. Denn unsere Militanz, Queere und Flinta Militanz, fügt sich nicht in rechten Narrative ehrenvoller Kämpfe!
Der Faschismus wiederum lebt vom heroischen Bild des Kampfes Mann gegen Mann. Er macht Einzelnen das Identitätsangebot, als Krieger ein echter Mann zu sein. Es ist nichts weniger als die ongoing „kriselnde Männlichkeit“, die junge cis Männer zuhauf in rechte Demos treibt. Nicht ihrem „Männlichkeitskonzept“ zu entsprechen, ist ja überhaupt DER Grund, warum Nazis uns angreifen: Lesben sind keine cis Männer. Trans Leute sind keine cis Männer. Und schwule Männer – sorry gays – sind nach rechter Logik nicht cis männlich genug.
Die Queer Pride hat das Jahr 2024 ausgewertet. Wir haben herausragend zusammengearbeitet! Wir waren praktisch solidarisch! Wir als Queer Pride sind so dankbar euch Girls, Divas, Faggots, Aliens, Butches und Macker an unserer Seite zu wissen. Unsere Vielfalt macht uns stark!
Aber lasst uns auf uns aufpassen, welche Art von Stärke wir wählen!
Wir müssen unseren Feminismus nicht hinten anstellen, nur weil gerade die Kacke am dampfen ist!
Wir dürfen auch in Zeiten äußerlicher Angriffe und innerlichen Zusammenrückens nicht ablassen, unseren Boys solidarisch und feministisch auf die Füße zu treten.
Ihr Feminist*innen – lasst euch bloß nicht abspeisen mit „ja der nervt, aber was täten wir ohne ihn?“!Dranbleiben! Zart bleiben! Zartheit einfordern!
Ja, sie sind cute – aber sie werden uns nicht retten!
Wir fordern Augenhöhe im gemeinsamen Kampf!
Und wir werden uns feministisch organisieren, feministisch einmischen, feministisch aufmischen!
Jetzt, diesen Mai – hat die Queer Pride die „Queer Action Weeks“ für Organisierung und Skillsharing organisiert.
Kommt auf unsere Selbstverteidigungskurse. Nehmt den Heel Parkour für Divas on Demos mit! Lernt von einem Lauti zu schreien wie ich, üben wir uns in Selbstbehauptung, Stand und Stimme – und gemeinsam schlagen wir zurück!
Auch 2025, gehören diese Straßen uns!
Unsere Prides, das sind Räume unserer Freude, unseres Ausdrucks!
Unsere Prides, bleiben Sprachrohr unserer Forderungen!
Unsere Prides, das bleiben Räume unserer Lust!
So wie wir heute hier sind, werden wir am 07.06. in Riesa sein
So wie wir heute hier sind, werden wir am 28.06. in fucking Budapest sein
So wie wir heute hier sind, werden wir am 10.08. in Bautzen sein – denn Bautzen, das sind auch unsere Straßen!