Für die Antiantifeministische Aktion! – unser Redebeitrag zum 8. März

Liebe Feminist*innen, liebe Freund*innen, liebe Genoss*innen, liebe Gleichgesinnte!

Wir feiern heute. Wir feiern am 8. März allgemein und auf dieser Demo ganz besonders feministische Errungenschaften. Errungenschaften, die hart erkämpft wurden.

Aber neben dem Feiern soll es ja laut dem tollen Aufruf von e*vibes auch um Verteidigung gehen. Die Verteidigung dieser Errungenschaften gegen Antifeminismus. Als Queer Pride Dresden möchten wir deswegen kurz beleuchten, wie der Antifeminismus gegen queere Menschen vorgeht und was wir dagegen tun können. 

Die Bezeichnung „Antifeminismus“ ist dabei als Oberbegriff zu verstehen. Er umfasst all jene gesellschaftliche Bewegungen, die soziale und politische Rückschritte erzwingen wollen. Und: der Antifeminismus ist damit nicht nur ein Problem für cis Frauen. Er ist die tatwillige Verkörperung der patriarchalen Ideologie. Und er trifft ganz speziell auch queere Menschen.

Ein fester ideologischer Ankerpunkt des Antifeminismus ist die patriarchale Familienstruktur der 50er Jahre. Das Konzept der Kernfamilie aus dem so genannten „Golden Age of Marriage“ soll wieder als einzig gültige Norm durchgesetzt werden. Und dabei werden alle abweichenden Lebensrealitäten vor den Bus geworfen.
Denn erstens funktionierte diese Kernfamilie aus Ehemann, Hausfrau und Kindern nur in der bürgerlichen Mittel- und Oberschicht. Nur dort war es möglich, von einem einzelnen Einkommen zu leben. Die Frauen der Unterschicht waren dagegen immer Teil der Arbeiter*innenschaft.
Zweitens gibt es in diesem Weltbild kein Platz für vielfältige Familienmodelle. Das trifft z.B. queere Eltern, Patchworkfamilien, aber auch Alleinerziehende. 
Übrigens: Scheidung ist dabei schon gar nicht vorgesehen. Auf die gefährlichen Folgen für Menschen in gewaltvollen Beziehungen müssen wir wohl nicht extra eingehen. Auf der anderen Elbseite thematisiert die Veranstaltung des Frauenschutzhauses übrigens genau diese Probleme.

Regenbogenfamilien, gleichgeschlechtliche Paare, nichtbinäre Geschlechtsidentitäten, polyamore Beziehungskonzepte – sie alle sprengen ganz offensichtlich den engen Käfig dieser Normen.
In dieser gelebten Vielfalt, in der gefeierten Normverachtung liegt eine unheimliche subversive Kraft. Sie untergräbt teils subtil, teils offensiv jedes engstirnirnige, starre, heteronormative Verständnis von Familie.
Und genau deswegen ist der Antifeminismus im Umkehrschluss eine existenzielle Bedrohung für queere Familien und queere Menschen allgemein. Queeren Familien wird es heutzutage immer noch unnötig schwer gemacht, rechtlich als Eltern anerkannt zu werden oder Kinder zu adoptieren. Sachsen diskriminiert gleichgeschlechtliche Paare bei der Finanzierung einer Kinderwunschbehandlung. Gleichgeschlechtliche Ehen sind weltweit aktuell in nur 37 Ländern möglich. In viel mehr Ländern der Welt wird Homosexualität staatlich verfolgt, sind queere Menschen existenziell bedroht.

Ich denke es wird klar: dieselben Ideologen, die uns dieses patriarchale Familienbild aufzwingen wollen, sind es auch, die nicht wollen, dass queere Menschen irgendwo vertreten sind. Sie wollen uns nicht in der Politik, sie wollen uns nicht in der Öffentlichkeit oder in den Medien, sie wollen uns nicht in den Schulen oder in den Kitas und schon gar nicht in der heiligen idyllischen christlichen weißen Kleinfamilie. Sie wollen einfach nicht, dass wir existieren.

Aus den theoretischen Bezügen, aus den praktischen Ansätzen und aus den konkreten Folgen antifeministischer Aktivitäten lässt sich eines ganz klar erkennen: Es handelt sich hier um ein grundlegend reaktionäres, rechtes und sogar faschistisches Projekt. Diesem müssen wir uns auf allen Ebenen entschlossen entgegen stellen.

Was wir tun können – nein, was wir tun müssen! – ist, weiterhin für Gleichberechtigung zu kämpfen. Ein Ende der Diskriminierung von Vielfalt einzufordern. Für unsere Rechte und für uns selbst einstehen. Für all jene laut sein, die nicht frei demonstrieren können. Zusammen für diejenigen eintreten, die sich aus Angst vor Gewalt nicht outen wollen!

Wir stehen heute mit euch zusammen und das gibt uns Mut. Es gibt uns Zuversicht, dass wir als queere, als antifaschistische, als feministische Bewegung zusammen stehen werden. Der bevorstehende Wahlkampf in Sachsen wirft seinen populistischen Schatten schon voraus. Ein Erstarken rechtskonservativer und rechtsextremer Kräfte wird unmittelbar die bereits bestehende Bedrohung verschärfen. Aber eine solche Entwicklung ist nicht in Stein gemeißelt! Ob auf Brandmauer-Demos oder Pride-Umzügen oder Antifa-Aktionen: lasst uns diesen Schatten verjagen, statt uns von ihm jagen zu lassen!

Zeigen wir dem Antifeminismus und all seinen Unterstützer*innen einen riesigen Mittelfinger, denn queere Menschen haben besseres verdient! Wir lassen uns nicht einschüchtern, wir lassen uns nicht vertreiben, und wir werden uns erst recht nicht verstecken!

„We’re here, we’re queer – we’re fabulous, don’t mess with us!“