
Der Gerede e.V. lädt am 17. Mai 2025 von 15 bis 17 Uhr zu einer Kundgebung im Alaunpark Dresden ein, um ein Zeichen gegen Queerfeindlichkeit zu setzen. Der Tag erinnert daran, dass Homosexualität vor 35 Jahren aus dem Diagnoseschlüssel der WHO gestrichen wurde, was einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Gleichstellung queer lebender Menschen darstellt.
Angesichts aktueller Herausforderungen wie Hasskriminalität und den rechtlicher Entwicklungen für trans Personen möchte die Veranstaltung die Sichtbarkeit und den Widerstand queerer Gemeinschaften in Dresden, Sachsen und Deutschland stärken. Es gibt Redebeiträge von Organisationen, Vereinen und Einzelpersonen, eine Liveband für gute Stimmung, sowie einen Info-Stand. Die Veranstaltung ist barrierefrei zugänglich und wird mit Gebärdensprachdolmetschung in Deutsch unterstützt.
Wir freuen uns auf euch!
Nachtrag: Unser Redebeitrag „Für das bunte Hinterland!“
Liebe Queers, liebe Allies, liebe Gefährt*innen!
Das Pride-Jahr 2024 war ein großer Erfolg für uns als Community: es gab mehr „Christopher Street Day“-Veranstaltungen in Deutschland als je zuvor. Gerade in kleinen Städten schlossen sich viele Menschen zusammen, um ein Zeichen für die Rechte queerer Menschen zu setzen. Doch die Reaktionen machen uns besorgt. Die Bedrohungen durch rechtsextreme Akteure in den östlichen Bundesländern haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Hier in Sachsen gab es bei 2/3 aller Versammlungen in der Pride-Saison rechtsextreme Einschüchterungsversuche, Störungen oder Übergriffe.
Als Antwort darauf haben wir deswegen ein Netzwerk kleinerer CSDs und Prides gegründet. Im März 2025 trafen sich engagierte Menschen in Berlin. Gemeinsam haben wir über die praktische Umsetzung queerer Veranstaltungen, Mobilisierung und Sicherheit gesprochen. Vor kurzen haben wir unser gemeinsames Statement mit dem Titel „Wir sind das bunte Hinterland!“ veröffentlicht. Wir zeigen damit deutlich: Wir wollen zusammen laut bleiben, laut werden – für ein queeres und vielfältiges Ostdeutschland. Das Signal ist klar: Wir zeigen Präsenz. Wir sind vorbereitet und wir sind nicht allein.
Als queere Menschen in Ostdeutschland sind wir vielfältig. Wir leben in Städten und auf dem Land, wir sind jung und alt, wir haben unterschiedliche Hintergründe und Erfahrungen. Wir leben in Regenbogenfamilien, in Partner*innenschaften und Polykülen oder allein. Wir sind lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter*, nicht-binär und queer.
Uns eint die Überzeugung: Unsere Vielfalt ist unsere Stärke. Wir halten zusammen – nicht nur, weil wir Angriffen auf diese Vielfalt so besser begegnen können, sondern auch, weil uns gemeinsame Träume verbinden.
Wir wünschen uns eine Welt, in der alle sicher leben können! Eine Welt, in der niemand in enge Normen gezwungen wird. Eine Welt, in der jeder Mensch gleichberechtigter Teil der Gesellschaft ist – Teil einer solidarischen und empowernden Gemeinschaft, in der jeder einzelne Mensch strahlen kann.
Wir fordern, dass wir als queere Menschen gleiche Chancen haben und Behörden unsere Lebenssituation gleichberechtigt berücksichtigen. Dabei besteht enormer Nachholbedarf. Nach der sächsischen Studie zu lsbtiq*-Lebenslagen sehen sich zwei Drittel der queeren Menschen bei Ämtern und Behörden benachteiligt.
Der Sachsen-Monitor 2023 zeigt, dass 30% der Bevölkerung gleichgeschlechtliche Beziehungen für „unnatürlich“ halten. Fast die Hälfte der befragten LSBTIQ*-Personen hat in den letzten fünf Jahren Beleidigungen, Bedrohungen oder Übergriffe erfahren. Nur ein Viertel fühlt sich im öffentlichen Raum sicher.
In vielen kleineren Städten und ländlichen Regionen Ostdeutschlands ist die Situation besonders herausfordernd. Dort sind besonders viele queere Menschen nicht geoutet. Die häufigsten Gründe sind die Angst vor negativen Reaktionen. Hinzu kommt der Druck, sich immer wieder für die eigene Identität erklären und sie rechtfertigen zu müssen.
Wo rechte und antidemokratische Kräfte an Einfluss gewinnen, werden unsere Räume und unsere Sichtbarkeit aktiv bedroht. Aber wir halten an diesen fest – denn gerade hier ist es entscheidend, dass queeres Leben und demokratische Werte sichtbar bleiben.
Diese wichtigen Freiheiten werden oftmals zusätzlich von Behörden und Polize beschnitten. Beim CSD in Frankenberg waren beispielsweise Puppy-Masken verboten. Und der erste CSD dieses Jahr in Schönebeck wurde vorzeitig abgebrochen. Nicht wegen Nazibedrohungen, sondern weil das Ordnungsamt plötzlich neue Auflagen beim Sicherheitspersonal erfüllt sehen wollte. Noch dazu maßte sich die Verwaltung an, eine Bewertung über den politischen Charakter der Versammlung anhand der abgespielten Lieder zu treffen. Diese Schikanen sind ausgemachter Unsinn und ein Grund mehr für die Forderung: No Police at Pride!
Umso wichtiger sind gemeinsame Ziele: lasst uns weiter sichtbar, stabil und solidarisch sein!
Zur Pride-Saison 2025 gehen wir diese Ziele als ostdeutsche CSDs und Queer Prides zusammen an. Denn es geht um vieles: um unsere Rechte, um unsere Freiheiten, um unsere Selbstbestimmung.
Wir werden weiterhin für Gleichberechtigung kämpfen und ein Ende jeder Diskriminierung einfordern. Für unsere Rechte einstehen. Zusammen für diejenigen eintreten, die nicht frei demonstrieren können, für alle, die sich aus Angst vor Gewalt nicht outen wollen!
Als Queer Pride Dresden werden wir zusammen mit euch weiter für Freiheit, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit einstehen. Und wenn wir Schulter an Schulter beisammen stehen, dann werden wir diesen Kampf auch gewinnen!
Genau deswegen heißt unser Motto für 2025: Queer & antifascist – unsere Brücken halten!
Gerade laufen unsere „Queer Action Weeks“, mit denen wir uns auf die Pride-Saison einstimmen. Wir laden euch herzlich ein: kommt dazu, seid Teil unserer Räume und Bewegungen. Lasst uns eine solidarische Praxis schaffen, die uns verbindet und uns sicher trägt. Hier in Dresden, gemeinsam bei den ostdeutschen CSDs oder in internationalen Kämpfen.
Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass niemand allein bleibt. Zusammen stehen wir dafür ein, dass queeres Leben überall sichtbar und sicher ist.
So wie wir heute hier sind, werden wir am 07.06. in Riesa sein
So wie wir heute hier sind, werden wir am 28.06. in Budapest sein
So wie wir heute hier sind, werden wir am 10.08. in Bautzen sein.
Auch 2025 gehören die Straßen uns!
Unsere Prides bleiben Räume unserer Freude, unseres Ausdrucks!
Unsere Prides bleiben Sprachrohr unserer Forderungen!
Unsere Prides bleiben Räume unserer Lust!
We’re here, qe’re queer, we’re fabulous, don’t mess with us!