Scarlet: trans* rights uk

Liebe Genoss:innen, 

ich erzähle euch heute von einer Krise, die sich aktuell in Großbritannien entwickelt. Eine Krise, die tausende trans* Menschen bedroht und ihnen ihre Grundrechte und die Sicherheit raubt. 

Die Rechte von Transmenschen sind unter Beschuss. Ein kürzlich ergangenes Urteil des Obersten Gerichtshofs hat Transmenschen die Möglichkeit genommen, rechtlich in ihrem wahren Geschlecht anerkannt zu werden. Die so genannte Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission, ein Gremium, das „das Recht eines jeden auf Fairness, Würde und Respekt“ schützen soll, hat Leitlinien herausgegeben, die vorschreiben, dass trans Personen von Einrichtungen, die ihrer Identität entsprechen, ausgeschlossen werden. Auf nationaler Ebene führen die Polizeibehörden bei trans Menschen nur noch Leibesvisitationen mit Beamten durch, die ihrem Geburtsgeschlecht entsprechen.

Das ist nicht menschenwürdig. Das ist keine Fairness. Das ist staatliche Gewalt.

Und das ist noch nicht alles. Im Vereinigten Königreich werden transfeminine Menschen, die zu einer Haftstrafe verurteilt werden, ungeachtet des Status ihrer medizinischen Transition oder ihrer juristischen Dokumente automatisch in Männergefängnisse eingewiesen. Versteht ihr, was das bedeutet? Wenn ich als trans Frau eine öffentliche Damentoilette gegen den Willen des Betreibers benutze, könnte ich wegen schweren Hausfriedensbruchs verhaftet werden. Ich könnte von einem männlichen Beamten zwangsweise einer Leibesvisitation unterzogen werden. Ich könnte in ein Gefängnis mit Männern eingesperrt werden, sexueller Gewalt ausgesetzt sein, endlose Isolation erleiden oder Schlimmeres.

Das ist nicht nur institutionelle Grausamkeit. Das ist institutioneller Wahnsinn.

Es ist noch nicht lange her, da war das Vereinigte Königreich weltweit führend bei den LGBTQ+-Rechten. Im Jahr 2015 standen wir in Europa an erster Stelle, was die Gleichstellung angeht, mit einer Bewertung von 86 % durch die International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association. Heute sind wir mit 45 % auf Platz 22 zurückgefallen. Und warum? Wegen unserer Behandlung von trans Menschen und queeren Flüchtlingen. Weil das Vereinigte Königreich im Jahr 2025 nichtbinäre Identitäten immer noch nicht anerkennt. 

Der Zugang zu grundlegender geschlechtergerechter Gesundheitsversorgung ist ein Scherbenhaufen. Dank international finanzierter geschlechterkritischer Feminist:innen und feiger mitte-linksliberaler Politiker:innen wird selbst die grundlegendste Unterstützung verweigert und verzögert. Die 2020 Cass Review, die von einem Kinderarzt ohne Erfahrung in der Transgender-Gesundheitspflege oder Endokrinologie geleitet wurde, führte zu einem unbefristeten Verbot von Pubertätsblockern für Minderjährige. Für viele junge Menschen ist die einzige staatlich sanktionierte „Option“ nun die „Sondierungs-“ oder Konversionstherapie.

In Exeter beträgt die Wartezeit für einen ersten Termin in einer Klinik für Geschlechtsidentität über ACHT Jahre. Das sind acht Jahre des Leidens. Acht Jahre, in denen wir in einem Körper leben, der sich oft nicht einmal ansatzweise wie unser eigener anfühlt. Die meisten von uns können nicht so lange warten, also wenden wir uns an das Internet, um Hormone aus anderen Ländern zu kaufen – oft unsicher, unreguliert und gefährlich. Und wenn wir dann endlich einen Termin für eine Diagnose bekommen, oft nach zehn Jahren, werden wir über unser Sexualleben ausgefragt, danach beurteilt, ob wir uns weiblich oder männlich genug kleiden, zu unserer  Masturbation und Promiskuität befragt, und es wird von uns erwartet, dass wir ihren Erwartungen an einen Mann oder eine Frau entsprechen.

Deutschland ist aktuell ein besserer Ort für trans Menschen – aber wir müssen wachsam sein. Am 6. Mai 1933, nur wenige Monate nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, wurde das Institut für Sexualwissenschaft – damals ein Vorreiter in der Sexualwissenschaft und der Transgender-Gesundheitspflege – überfallen und sein Inhalt verbrannt.

Von klein auf wird uns gesagt, dass wir die Schrecken des Rechtsextremismus in Europa niemals vergessen dürfen. Doch bei der letzten Wahl wurde die AfD, die das BfV als „rechtsextrem“ bezeichnet hatte, bundesweit zweitstärkste Kraft, und in Sachsen gewann sie mit fast 40 % der Stimmen.

Im Jahr 2023 gab es einen Anstieg von 50 % der vom Bundeskriminalamt registrierten LGBT-bezogenen Hassverbrechen auf insgesamt 1785. Ich weiß nicht, wie die Statistik dieses Jahr aussehen wird, aber ich werde ein Teil davon sein. Vor ein paar Wochen wurde ich von einer Gruppe erwachsener Männer im Alaunpark belästigt und bespuckt, weil ich spazieren ging. Teenager haben mich in Mitte mit Glasflaschen beworfen, weil ich ein Kleid trug. Kinder haben mich mit „Transgender!“ angeschrien und an einer Straßenbahnhaltestelle mit Eiern beworfen.

So sieht Transphobie aus: sinnlose, feige Gewalt. Gewalt in unseren Gesetzen, in unseren Institutionen, in unseren Straßen – und in unserem Schweigen.

Und dennoch – trotz alledem – erhebt sich meine Gemeinschaft weiter. Im Vereinigten Königreich protestieren meine Geschwister mit rot gefärbten Händen, um Blut zu symbolisieren, und mit schwarzem Klebeband über ihren Mündern. Sie verschränken die Arme. Sie entblößen ihre Brüste. Sie leisten Widerstand.

Sie zeigen mir, wie Mut aussieht.

Ich habe Angst. Ich will euch nicht anlügen. Ich habe Angst, dass es noch schlimmer werden könnte, bevor es besser wird. Aber ich weiß auch eines: Wir sind nicht allein. Wenn wir zusammenstehen – Trans, Cis, Lesben, Bisexuelle, Angehörige – sind wir stark. Wir sind unverwüstlich. Wir sind der lebende Beweis dafür, dass die Zukunft besser sein kann.

Deshalb bitte ich euch: Schaut nicht weg. Stumpft nicht ab. Lasst nicht zu, dass der schleichende Hass zur neuen Normalität wird.

Seid auf der Hut. Seid immer bereit. Und wenn die Zeit gekommen ist, WEHRT EUCH!