Redebeitrag Queer Pride

Liebe Queers und liebe Menschen, die an unserer Seite sind!

Die folgenden Worte richten sich von uns, der Queer Pride Dresden, an alle, die heute hier mit uns auf der Straße sind, an alle, die diese Worte später lesen und hören.

Wir feiern heute die dritte emanzipatorische Pride in Dresden!

Vor drei Jahrenhaben sich vor drei Jahren Queers in Dresden zusammengetan. Wir waren inspiriert von den linken, queeren Kämpfe in unserem Nachbarland Polen. Wir sind jüngere, ältere, ärmere, reichere, behinderte und nicht-behinderte, solche die in Löbtau wohnen, andere in Strehlen. Manche von uns sind kämpferisch drauf, andere besonnener. Zusammen sind wir mal laut, mal leise, oftmals zärtlich, ab und zu auch wütend. Wir sprechen sächsisch und französisch, spanisch und englisch, ukrainisch und arabisch. Manche von uns sind Handwerker*innen, andere arbeitslos, manche überlegen noch und andere wissen ganz genau was sie wollen. Wir sind trans, inter, cis und nichtbinär. Wir sind lesbisch, schwul und bi. Wir sind queer. 

Wir sind so verschieden wie das Leben selbst. Aber uns vereint die Idee, dass ein besseres, gerechtes und sicheres Leben für alle Menschen möglich ist. Und uns vereint der Wille, um dieses Leben zu kämpfen.

  • Wir kämpfen für Sichtbarkeit und Sicherheit! Im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz, in der Schule.
  • Wir fordern einfache und faire Möglichkeit zur Personenstandsänderung.
  • Wir fordern freie Gesundheitsversorgung, nach unseren Bedürfnissen und unseren Wünschen!
  • Wir fordern Asyl und sichere Fluchtwege für alle verfolgten Queers!
  • Wir fordern, dass alle, die eine Familie sein wollen, dies selbstbestimmt tun  können. Wir wollen Gleichberechtigung bei Kinderwunsch und Abstammungsrecht!
  • Wir fordern barrierearme, inklusive Räume, Klos, Arbeitsplätze, Wohnungen! 
  • Wir fordern eine verantwortungsvolle Berichterstattung, in der Queers selbst zu Wort kommen!
  • Wir fordern von den Menschen um uns herum, uns beizustehen. Macht den Mund auf gegen Queerfeindlichkeit! Wir fordern eure Solidarität!
  • Wir rufen unsere fellow Queers auf zur Solidarität mit Pride im ländlichen Raum, in Polen, Tschechien und überall!

Diese und noch viele andere Gründe gibt es, für uns heute hier zu sein. Wieder ist ein Jahr vergangen, in dem wir viel unterwegs waren. Wir sind bei Demos mitgelaufen, haben Reden gehalten. Wir haben Gerichtsprozesse unterstützt und Geld gesammelt. Wir haben uns das ganze Jahr über mit vielen anderen Queers in der Region und darüber hinaus getroffen. Wir haben mit den mutigen Menschen geredet, die den CSD Zwickau und den CSD Torgau organisieren. Wir haben Aktivist*innen aus Prag und Usti getroffen. Wir haben Solidaritätsgrüße mit unseren Nachbar*innen beim Marsz Rownosci in Polen ausgetauscht. Und wir haben jeden einzelnen Tag Energie, Arbeit und Mitgefühl aufgebracht. Denn wir wollen, dass unsere linke, queere community wächst und stärker wird!

Heute ist auch der Tag, an dem wir all dies feiern. Wir werden heute in dieser Stadt, auf diesen Straßen zeigen, wie vielfältig und schön wir sind. Wir stärken uns gegenseitig den Rücken. Wir  leben solidarische Beziehungen, wir feiern und unterstützen uns gegenseitig, wenn es schwierig ist. Wir zeigen hier, dass ein besseres Zusammenleben möglich ist. Eines, in dem jeder Mensch sich aussuchen kann, wer er sein will und wen er lieben will.

Und eins ist sicher in dieser bewegten Welt – wir sind mit dieser Kraft stärker, als es rechte Menschenhasser*innen je sein können. Wir sind auch visionärer als kommerzialisierte und politisch entleerte Vielfaltsparaden. Unsere Solidarität gibt uns die Kraft, dem patriarchalen und heterosexistischen System jeden Tag den Kampf anzusagen. 

Pride ist jeden Tag, denn wir sind jeden Tag. Dies ist unser Leben, diese Welt ist unsere Verantwortung. Lasst sie uns gemeinsam gestalten. Für ein besseres Leben für alle!