Redebeitrag Antifakollektiv

Nur sehr selten werden die Stimmen von queeren Kindern gehört. Meistens gibt es nur Erfahrungen von Erwachsenen oder gerad so noch Jugendlichen, die über ihre Kindheit sprechen.
Zum Beispiel der Erfahrungsbericht von Elias, einem trans Mann. Er berichtet davon sich schon als Kind, ab 3 oder 4 Jahren, nicht mit dem zugeordneten Gender zu identifizieren. Zuerst empfand er Verwirrung. Er stellte selbst in Frage. Ist er vielleicht einfach falsch oder komisch? Alle um ihn herum sind sich ja sicher: Du bist ein Mädchen. Es werden Gründe gesucht, warum er so geworden ist. Warum er, wie in seinen Worten: ‚falsch gewachsen‘ sei. Die Eltern wollten schon immer gern ein Mädchen, bestimmt haben die etwas gemacht, das er als Mädchen gewachsen ist. Misstrauen wächst, gepaart mit Selbstzweifel. Der Satz ‚du wirst jetzt eine Frau‘ bei der ersten Periode löst Panik aus. In Kombination mit weiteren schlechten Erfahrungen sind hier schon die ersten Suizid Gedanken real geworden. Eine Frau zu werden ist wie ein lebenslanges Gefängnis. Er hat einen Freund*innenkreis gefunden, der keine gender Rollen reproduziert, dort hat er sich vorerst besser gefühlt, allerdings wurde er außerhalb natürlich weiter gemobbt und das Gefühl ‚falsch‘ zu sein blieb. Er ist stehtsbemüht, sich nicht vor der Familie zu outen um ihnen keine Schwierigkeiten zu bereiten. Sich selbst betrachtet er als Abschaum der Gesellschaft, er lernt sich selbst zu hassen und nahezu nur noch Ablehnung zu erfahren aufgrund des Genders. Depressionen und Angststörungen kamen nicht durch das trans sein, sondern durch die Gesellschaft. IO BERICHT.
LILLY BERICHT.
Lucius Bericht.
Anonymes Kind, 6J,Bericht:
Ein Mädchen sein ist falsch, aber ein Junge sein ist irgendwie anstrengend. Alles ist nicht richtig, ich will darüber auch gar nicht mehr reden. Am liebsten will ich gar nix sein.

Die gelebte Realität von trans Kindern und Jugendlichen. Die Gesellschaft treibt sie in den Suizid, 42% aller trans Jugendlichen hat darüber schon mind einmal nach gedacht. Wir schauen dabei zu, wir wissen es und dennoch tun wir viel zu wenig dagegen.
Die Seite queer.de ist bekannt für queeren Aktivismus, Aufklärung und queere Berichte. Dieses Jahr zum 1.April wurde auf deren Seite ein Bericht veröffentlicht, nach dem in Berlin ein Schutzhaus für trans Jugendliche eröffnet werden solle. Ein Schutzhaus auf das so viele dringend warten, ein Ort, der so vielen Jugendlichen so viel Leid nehmen könnte und ein zu Hause werden kann. Ein Schutzhaus, was ohne Zustimmung der Eltern aufgesucht werden darf. All das, was dringend gebraucht wird. All das, was so wahnsinnig viel Hoffnung gibt.
Leider hat sich queer.de einen Aprilscherz erlaubt. Ein Scherz auf Kosten der Betroffenen. Das einzige, was passiert ist, sind zerstörte Hoffnung und weitere Angriffe von Transfeinden.
Selbst auf die eigene Community können sich die Jugendlichen nicht verlassen, immer wieder wird geredet und beteuert, aber in entscheidenden Momenten wieder nicht bedacht.
Es gibt Schutzhäuser, ja. Nach Genitalien sortiert. Die Regel ist, daß trans Mädchen nicht in Mädchenschutzräume dürfen. Die Ausnahmen gibt es, aber allein, das sich auch an diesen sensiblen Stellen die Frage stellt, ist zu viel verlangt.
Kinder und Jugendliche sind massiv Abhängig vom Elternhaus. Kinder glauben ihren Eltern. Es dauert sehr lang, bis Kinder verstehen, daß ihre Eltern keine allwissend Wesen sind. Das Eltern sich irren. Sie sind dem ausgeliefert, was die Eltern behaupten. Und wenn sie es dann bemerkt haben, spielt die Pupertät ihre Spiele. Verschiebt Hormone, richtet das reinste Chaos an. Und in diesem Chaos kommt auch noch das trans sein dazu und dafür brauchen die Jugendlichen unseren Support. Verlässliche Angebote, Bildung, Aufklärung, sichtbare Schutzräume und Menschen, die Ihnen Helfen einen Weg in dieser Gesellschaft zu finden!
Wir müssen im Kindergarten beginnen. Nicht warten, bis das Kind äußert, trans zu sei. Bis dahin ist zu viel Schaden angerichtet. Es muss sichtbarer werden, das trans und genderqueer eine valide Realität ist. Wir feiern jede einzelne sichtbare trans Person. Trans cuties: Ihr habt einen schweren Weg, die meisten von euch leben in konstantem Misstrauen und Überlegungen, ob es wirklich sicher ist sich zu outen. Ob man heil nach Hause kommt und in welcher Gesellschaft man sich befindet. Aber jede einzelne trans Person macht den Weg für die nächste Generation einfacher. Je normaler es ist, je öfter es thematisiert wir und je größer der Kampf ist, desto leichter wird es für die nächste Generation. An der Stelle ein wirklich sehr ernst gemeintes Dankeschön!
Der Kampf darf aber nicht nur an trans Personen hängen bleiben. Allys sind gefragt! Wir müssen unterstützen, wo es nur geht. Das Privileg von cis Gendern kann genutzt werden um ein wenig Leid zu ersparen. Das ist ein alltäglicher Kampf um die pure Existenz. Um nicht an dieser Gesellschaft kaputt zu gehen, nur um dann von Faschos ins Krankenhaus geprügelt zu werden. An dieser Stelle wollen wir unsere Solidarität mit Demosani Iza, die kurz vor dem 3.6 wegen Faschos im Krankenhaus lag – keine sorge: sie hat ihm auch noch eins mit gegeben,aussprechen. Besonders weil sie mit Gehirnerschütterung am Wochenende wieder auf der Straße war um Aktivist zu helfen.
Wir können nicht weiter zu lassen, dass dies die Lebensrealitat von trans Menschen ist! Wir können nicht weiter zu lassen, dass es nichts unerwartetes, sondern ein kalkulierte Risiko ist Zusammengeschlagen zu werden und ermordet zu werden Und genau deshalb brauchen wir euch alle, liebe Allys und die, die es werden möchten! Legt los, es gibt viel zu tun!