Redebeitrag Antifaschistische Initiative Löbtau

Liebe Queers und liebe Allies aller Farben!
Liebe Demonstrierende, liebe Freund*innen, liebe Genoss*innen!

Wir von der AIL wollen unseren Redebeitrag der widerständigen queeren Praxis widmen.

Wer aufmerksam die Nachrichten verfolgt, wer immer mal einen Blick in die sozialen Netzwerke wirft, wer in der Community zuhört: immer noch und immer wieder begegnen uns Berichte von Queerfeindlichkeit, Abwertung und Gewalt. Und viel zu oft kommt die Befürchtung auf, dass es nicht besser, sondern eher schlimmer werden könnte. Doch was können wir tun, um daran etwas zu ändern?

Die bürgerliche Antwort ist simpel: passt euch an, fallt nicht so sehr auf, dann passiert euch auch nichts. Imitiert bitte mit Homo-Ehe und Hosenanzug so gut es eben geht genau die beengten Normen, die euer Ausbrechen daraus eben noch so hart bestraften. Oft noch verbunden mit dem Hinweis, dass man sich doch an die Polizei wenden könne. Mit der Anpassung an den heterosexuellen Standard wird so ein sichereres Leben versprochen.

Wir wissen: Das ist Bullshit! Nicht die Queerness ist es, die uns gefährdet, sondern Queerfeindlichkeit! Nicht die Assimilation beschützt uns vor Übergriffen, sondern unser Aufschrei dagegen! Gegen menschenfeindliche Arschlöcher und faschistische Schläger hilft nicht Verstecken und Selbstverharmlosung, sondern feministisches Selbstbewusstsein und gelebte antifaschistische Solidarität!

Die Selbstverteidigungstrainings der selbstironisch benannten „Homokommandos“ in Polen sind ein mutiges Beispiel dafür, wie erfolgreiche queere Gegenwehr aussehen kann.

Und auch der Blick zurück in die Christopher Street, die Erinnerung an die Erfahrungen vor den Stonewall Riots ist eine Warnung. Sie mahnt uns zur Vorsicht gegenüber der Hoffnung auf Anerkennung durch Assimilation.

Diese Hoffnung, die auch in linken queeren Kreisen immer mal wieder hoch kommt, ist leider so nachvollziehbar wie falsch. Wie schön einfach wäre es doch, wenn wir mit etwas weniger bunten Haaren, mit dem Verzicht auf ungewohnte Pronomen, mit der Abkehr von sündhafter Polyamorie in den Schoß der ach so freien und gleichen bürgerlichen Gesellschaft zurückkehren könnten. 

Doch sind es nicht gerade die trennenden, unterdrückenden, ausgrenzenden Mechanismen, die auf der einen Seite diese Gesellschaft am Laufen halten, und auf der anderen Seite hart diskriminieren? Sie werden nicht weniger, nur weil wir uns ihnen freiwillig unterwerfen. Sie werden weniger, wenn wir sie aufdecken, kritisieren und abschaffen!

Diese Hoffnung ist auch deswegen falsch, weil der Staat diejenigen von uns, die nicht in seine Ordnung passen, gewaltsam in Psychiatrien, Knäste oder Abschiebehaft sperrt. Weil Sexarbeiter*innen immer noch stigmatisiert und ins soziale Abseits gedrängt werden. Weil Cops nicht schützen, sondern nur zu gerne schikanieren.

Der Glaube an diese Erzählung ist gefährlich, weil sie uns den Mut nimmt, vereint in unserer Verschiedenheit für unsere gemeinsamen, unteilbaren Menschenrechte einzutreten. Wir dürfen uns nicht davon abhalten lassen, uns zusammenzutun und uns gemeinsam Raum zu nehmen! 

Lasst uns Zärtlichkeit und Zorn zusammen bringen!
Lasst uns gemeinsam feiern und gemeinsam kämpfen!
Denn Pride ist nicht nur heute, Pride ist jeden Tag im Jahr!
Für die Dekonstruktion der Norm, für die Überwindung des Kapitalismus, für die Zerschlagung des Patriarchats!
We’re here, we’re queer – we’re fabulous, don’t mess with us!