RM16: Vorstellung Hausprojekt

Liebe Queers und Verbündete,

was brauchen wir in Zeiten des erstarkenden Faschismus? In denen Queers von Herkunftsfamilien oder transfeindlichen Vermieter*innen auf die Straße gesetzt werden? In Zeiten patriarchaler Gewalt und kapitalistischer Vereinzelung? Was brauchen wir in einer Welt, in der wir keine Orte haben?

Wohnraum für 14 Menschen, 4,5 Euro Miete pro Quadratmeter, öffentliche Räume für politische Veranstaltungen, ein Konzertkeller zum dancen und pogen und ein Garten, in dem Menschen um die Feuertonne herumstehen. Ein Ort für Zärtlichkeit und Solidarität. 

Davon träumen wir, wenn wir uns die Zukunft der Robert Matzke Straße 16 vorstellen. Die RM16 ist ein Hausprojekt in Dresden Pieschen. Vor 25 Jahren besetzt, dann legalisiert und seit 2014 Teil des Mietshäusersyndikats.

Doch viele von euch kennen die RM16 bestimmt gar nicht mehr oder haben nur von diesem Haus gehört, in dem irgendwelche Leute sich streiten. Kein Wunder, die RM16 hat bis heute eine lange Konfliktgeschichte, in welcher strukturelle Probleme sichtbar werden. Aber keine Sorge, das hier soll nicht der Ort sein, um dreckige Wäsche zu waschen. 

Denn es ist klar, dass das, was wir im Kleinen in unseren Strukturen erleben, ein Ausdruck davon ist, was uns gesellschaftlich prägt. Wir alle haben schon andere Menschen verletzt. Niemand ist davor geschützt, sich gewaltvoll zu verhalten, denn wir sind alle in dieser gewaltvollen Gesellschaft aufgewachsen.

Und wir wissen: Das Verhalten Einzelner kann dazu führen, dass kollektive Projekte scheitern. Dass ganze Häuser wie die RM16 leer stehen. Dass wir an unseren Utopien und Idealen zu zweifeln beginnen. Gewalt und Konflikte sind oft der Grund, warum Menschen nicht mehr in unserern Räumen sein können, warum Gruppen auseinanderbrechen, warum wir manchmal das Gefühl haben, uns mehr mit uns selbst zu beschäftigen als tatsächlich gesellschaftliche Alternativen zu schaffen.

Auch wir haben diesen Frust schon häufig gefühlt. Doch trotzdem geben wir nicht auf. Denn wir wissen, dass das nicht so leicht passiert, wenn wir Verantwortung für einander übernehmen. Wir sind diejenigen, die entscheiden, ob wir Konflikte vermeiden, oder ob wir lernen wollen, einander zuzuhören. Uns zu kritisieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir können lernen unser eigenes Verhalten zu überprüfen, Kritik anzunehmen. Wir können unser Verhalten verändern. Und wir können gemeinsam entscheiden, welche Konsequenzen wir ziehen, wenn Menschen nicht dazu bereit sind. 

Deshalb wollen wir heute auch ein fettes Danke sagen an alle, die die Pride organisieren. Und damit meinen wir nicht nur diesen Tag, sondern wir meinen vor allem den Fokus auf Communitybuilding, auf Beziehungen. Arbeit, die das ganze Jahr stattfindet, die häufig unsichtbar ist. Denn genau diese Arbeit braucht es, um Räume zu schaffen, in denen wir uns nicht gegenseitig kaputt machen.

Und von diesen Räumen brauchen wir mehr. Gerade ist die RM16 nicht dieser Ort – im Gegenteil. Doch trotz scheinbar unlösbarer Konflikte geben wir das Haus nicht auf.

Wir wollen eine stabile Hausgruppe gründen und das Haus davor bewahren, dass es Ende des Jahres pleite sein wird und zurück an die Bank geht. Wir wollen es finanziell wieder auf sichere Beine stellen und fertig renovieren.

Wir wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Und die Räume wieder der Bewegung zugänglich machen.

Und das geht nur mit Eurer Unterstützung!

  • Informiert euch zur aktuellen Situation, traut euch nachzufragen und übernehmt nicht einfach Gerüchte, sondern sprecht die Leute im Haus an.
  • Kommt vorbei, wenn was in der RM16 los ist, bringt Freund*innen mit!
  • Organisiert Veranstaltungen vor Ort: egal ob Küfas, Workshops oder den nächsten Nachbarschaftsbrunch.
  • Werdet kreativ, um das Haus wieder zu einem lebendigen Ort werden zu lassen!
  • Gebt der neuen Hausgruppe Direktkredite, wenn ihr Kohle habt.
  • Unterstützt bei Bautagen.
  • Helft uns, die RM16 wieder Teil der Bewegung werden zu lassen!

Und das Beste – ihr könnt damit morgen, am Sonntag den 22.06., starten!

Um 15 Uhr laden wir euch herzlichst zum Mitbringlunch/Barbecue im Garten der RM16 ein. Wir wollen uns politisch zur aktuellen Situation vernetzen und Ideen spinnen, wie es mit dem Haus weitergehen kann.

Auf dass die RM16 ein Ort wird, an dem wir streiten und uns danach trotzdem in den Arm nehmen.

Be proud. Be strong. Let´s fight for our spaces.